Der Frühschoppen-Blog

jeden Sonntag, 13:00 Uhr im Schlot, Chausseestraße 18, 10115 Berlin

Dieser Blog: Hans Duschke - +49 -163 -679 3335


Doppel-CD € bei amazon

Montag, 2. November 2009

Ich hab 103 Freunde

Über mein Leben im Internet – anlässlich des Mauerfalls vor 20 Jahren.

Seit ein paar Jahren assistiere ich der Geschäftswelt bei Verkäufen über das Internet. Eine Wachstumsbranche, zweifellos. Man erkennt es schon daran, dass sie Leute wie mich nehmen. Denn seien wir ehrlich: Ich bin alt, faul, nicht mal besonders attraktiv, nichts gelernt  und von nichts 'ne Ahnung. Das muss ich alles mit Intelligenz ausgleichen. Der Mangel an intelligenten Menschen scheint groß zu sein in diesem Land, dass sie mich genommen haben.
Bei Verkäufen über das Internet gibt es verschiedene Geschäftsmodelle: Das Empfehlungs-Marketing, die Buchungs-Portale oder Preisvergleicher und noch einige andere... über Suchmaschinen, Bannerwerbung... man kann mit all dem Geld verdienen, wenn man weiß, wie es geht.
Vermittelt wird ein Großteil dieser Geschäfte über die Firma, bei der ich beschäftigt bin. Als Sheriff oder Schiedsrichter für die mittelgroßen Fälle.
Das wäre vor 20 Jahren gar nicht denkbar gewesen. Computer gab es schon, ja. Auch eine Datenübertragung zwischen Großrechnern gab es schon, zu Forschungszwecken oder militärisch genutzt. Aber ein Internet? Über das man einen Blumenstrauß bestellt oder Lotto spielt? Das konnte man sich nicht vorstellen.
Dabei war das Internet schon da. Aber es war noch nicht freigelassen. Dann hat man einen Fehler gemacht, sagen die Staats- und Datenschützer, man hat das Biest auf die Welt losgelassen, die Schleusen geöffnet... es gab kein Halten mehr.
Das Internet ist wie die Borg. „Widerstand ist zwecklos.“, das war der Wahlspruch dieser außerirdischen Bösewichte, die bei Raumschiff Enterprise die bösesten Schurken spielten. Alles wird  assimiliert. So macht es das Internet: Das Fernsehen zum Beispiel: Geht über Internet. Das Radio. Telefonieren: über das Internet. Briefe schreiben sowieso. Einkaufen, Filme gucken, alles. Und es weiß viel mehr als wir je wissen könnten. Und jeden Tag wird es mehr.
Unsere Krankenakten, unsere Fotos und Filme, unsere Erinnerungen – es wird alles assimiliert. Sogar unser Geschnatter: Übers Internet.
Von all dem ahnte man vor 20 Jahren noch nichts. Dass die Mauer gefallen war, das sah man an den leeren Fischstäbchenpackungen vor den Supermärkten und den Schlangen vor Aldi und der Sparkasse. Gab es damals schon Bank-Automaten? Da wären die Ossis ja nicht ran gekommen. - Ich glaube ja. Ich hab, soweit ich mich erinnere, nicht mit denen in der Schlange stehen müssen. Weil ich weder Geld noch Konto hatte. „Radeberger“, dass das hier das „gute“ Aldi-Bier war, da waren die Ostler schockiert. Da hab ich's zum ersten Mal gespürt: Der Ossi ist beleidigt. Soll denn alles verkehrt gewesen sein, ist es denn gar nichts wert, was „wir“ geschafft haben, wollt ihr alles „abwickeln“... Die allgemeine Ansicht war damals, das der Ossi „an sich“ uns 5-15 Jahren hinterher ist. Und dazu noch beleidigt, beschränkt, zurückgeblieben…
Die konnten sich also, um einmal im Bild zu bleiben, das Internet noch weniger vorstellen wie wir. Teilweise haben die Menschen aus dem Osten ja rasend schnell aufgeholt, das muss man sagen, uns teilweise sogar überholt (um einmal anlässlich des Mauerfalls etwas Schleimiges zu sagen)… Aber das ganze Internet? Davon wussten sie auch nichts.
Jetzt habe ich 103 Freunde. Nur durch das Internet. Einige hab ich schon gesehen und gesprochen – aber einige: Nur über das Internet. Vor 20 Jahren fiel die Mauer. Ich hatte wesentlich weniger Freunde. Es geht also – alles in  allem – in die richtige Richtung. Und wenn ein Fremder ein Freund ist, den man noch nicht kennt, wie der Ire angeblich sagt, dann sind die Möglichkeiten unbegrenzt.
Meine 103 Freunde nämlich haben wiederum Freunde und so bin ich – mit dem Kollektiv verbunden. In 20 Jahren wird man lächeln über unsere tapsigen Anfänge, uns mit dem Kollektiv zu verbinden, über twitter und facebook. Aber irgendwie muss man ja anfangen. Und ich will es auch einmal versuchen: Gleich am Montag nach der Show poste ich diesen Text als Status-Update und wenn die Freunde kommentieren, dann sehen auch die Freunde meiner Freunde meinen Beitrag; und wer weiß: Vielleicht gibt es eine Repost?, vielleicht hab ich nächste Woche schon 200 Freunde? Im Internet ist nichts unmöglich.
Ich bin Borg.
Widerstand ist zwecklos.
Ihr werdet assimiliert.

Sonntag, 6. September 2009

Premiere

Der erste Frühschoppen nach der Sommerpause findet am 6. September statt. Horst Evers ist zurück aus dem Ruhestand, wir freuen uns schon drauf, wenn es heißt: "Gequält, gewählt und ausgezählt", das Programm zur Bundestagswahl.

Die Sommerpause ist vorbei

Neues Programm im Frühschoppen.
Hans Duschke: Zauber der Schönheit. Die Wahrheit über mich und Vanessa, das "Gesicht" von Alice. Exclusive Fotos!

Duschke: September-Text

Baustelle Wochenende